Ranghohe Pferde und die Chefs einer Herde haben innerhalb ihrer Gruppe nicht nur eine besondere Position, sondern auch viele Aufgaben. Herdenchef zu sein bedeutet also viel mehr, als nur die besten Plätze am Heu zu ergattern, sondern auch, ein stets wachsames Auge auf die Herde und ihre Umgebung zu haben. Das kann durchaus Stress bedeuten. Insbesondere Herdenveränderungen wie der Neuzugang eines Pferdes sorgen dabei für kurze stressige Phasen, doch manche Pferde stehen in ihrer Rolle als Chef tatsächlich unter Dauerstress. Das kann einem Pferd durchaus an die Substanz und die Nieren gehen – im wahrsten Sinne des Wortes. Warum wir unsere ranghohen (und auch besonders rangniedrige) Pferde immer gut beobachten und ihre Aufgabe nicht unterschätzen sollten, erfährst du in dieser Podcastfolge und dem ausführlichen folgenden Beitrag!
Haben Herdenchefs oder ranghohe Pferde besonderen Stress?
Es liegt in der Natur unserer Pferde, innerhalb einer Gruppe eine bestimmte Hierarchie zu bilden. Ranghohe Pferde übernehmen Verantwortung in der Herde und überwachen diese – sowohl nach innen als auch nach außen. Mittlerweile wissen wir, dass diese Hierarchien nicht in Stein gemeißelt sind und je nach Situation und Konstellation fluide sein können. Innerhalb von kleinen Gruppen, die sich in größeren Herden bilden, zum Beispiel. Weiterhin haben junge Pferde noch ein gewisses Aufstiegspotential, während ältere Pferde oft irgendwann ihren Rang abtreten. Eine gewisse Tendenz, ob man ein eher ranghohes oder -niedriges Pferd besitzt, kann jedoch wohl jeder Pferdebesitzer abgeben.
Natürlich sind auch Herdenchefs in ihrer Rolle durchaus in der Lage, Ruhe und Ausgeglichenheit zu finden. Manche Pferde nehmen sich ihre Aufgabe jedoch sehr zu Herzen und stehen unter einer gewissen Dauerspannung, die natürlich eine Wirkung auf den Körper hat. Kurze Stressphasen steckt ein Pferd dabei meist ohne Probleme weg. Kommt es jedoch zu anhaltendem Stress, kann sich dieser durchaus auf die Gesundheit niederschlagen. Nicht umsonst kennen wir die Sprichworte, dass uns „etwas an die Nieren“ oder „etwas an die Substanz“ geht.
Wie wirkt sich Stress auf das Pferd aus?
Wenn der Hypothalamus und die Hypophyse als Schaltzentralen des Körpers in Alarmbereitschaft versetzt werden, wird ein Signal an die Nebennieren übermittelt. Dies geschieht, um im Körper die höchste Leistungsfähigkeit zu herzustellen: dies ist die sogenannte Kampf-Flucht-Reaktion.
Im Nebennierenmark werden dabei Catecholamine gebildet. Über mehrere Biosyntheseschritte wird dabei aus der Aminosäure Tyrosin erst Dopamin und aus diesem schließlich die sogenannten Stresshormone Noradrenalin und Adrenalin gebildet.
Gleichzeitig werden in der Nebennierenrinde Cortison und Cortisol gebildet (sogenannte Glukokortikoide).
Diese Stresshormone beeinflussen verschiedene Teile des Körpers und auch das zentrale Nervensystem. Sie lösen einen schnelleren Herzschlag, einen Anstieg des Blutdrucks, eine erhöhte Durchblutung des Gehirns und der Muskeln aus und sorgen für die Freisetzung von Glukose aus den Muskeln, um schnelle Energie zu liefern.
Sie sorgen außerdem dafür, dass sich andere, in der Kampf-Flucht-Situation unwichtigere Gefäße zusammenziehen (Vasokonstriktion) und es zu Durchblutungmangel (Ischaemie) Gefäßen und Geweben kommen kann, insbesondere im Magen-Darm-Trakt. In Folge der fehlenden Sekrete, Drüsenflüssigkeiten und Nährstoffe kommt es zum Beispiel zur Austrocknung der (Schleim)Haut und zum Elastitizätverlust im Gewebe. Zusätzlich wird durch die Glukokortikoide die Bildung von Ceramiden und freien Fettsäuren gehemmt, was wiederum zum „Einbruch“ des Säure-Schutz-Mantels und der mikrobiellen Hautbarriere führt.
Dazu kommt, dass sich die Stresshormone aus wichtigen Aminosäuren synthetisieren, die dann wiederum an anderer Stelle fehlen.
Unterstütze deine/n Herdenchef/in
Um die Auswirkungen des Stresses auf dein Pferd zu minimieren oder es beim Umgang mit Stress zu unterstützen, hast du als Pferdebesitzer verschiedene Möglichkeiten: