In der heutigen Folge habe ich Tanja Deinlein (ReitFütterungsBeratung) zu Gast und wir sprechen über ein Thema, mit dem sich kurz oder lang jeder Pferdebesitzer auseinandersetzen muss: Mineralfutter. Wir schauen uns in dieser Folge an, warum es Sinn macht, einem Pferd Mineralfutter zu geben, was es dabei zu beachten gilt und worauf wir bei der Wahl des Mineralfutters besonders acht geben. Viel Spaß beim Zuhören!

Mein Gast, Teil des Kraftpferd Kollegenzirkels und Absolventin des „Phytotheraphie und Psychosomatik“-Kurses: Tanja Deinlein. Die studierte Pferdewissenschaftlerin beschäftigt sich dabei nicht nur mit der Pferdeernährung und Fütterungsberatung, sondern unterstützt auch als Trainerin Pferde und Reiter.

Warum Mineralfutter?

Genau wie wir auch sind unsere Pferde nicht nur Licht- oder Energiewesen, die aus Luft und Liebe bestehen. Unsere Organsysteme, Knochen, Muskeln und auch das Gehirn sind darauf angewiesen, angemessen und ausreichend mit Nähr- und Mineralstoffen versorgt zu werden. Natürlich ist es möglich, dass wir einen Mineralstoffmangel überleben. Doch die Frage ist, in welcher Qualität wir dies tun und ob wir damit ein hohes Alter erreichen. Genau das gilt auch für unsere Pferde. Ich möchte, dass meine eigenen aber auch meine Kundenpferde eine gewisse robuste Vitalität besitzen. Ich weiß aus meiner Erfahrung, dass viele Pferde im Alltag mit einer „angezogenen Handbremse“ laufen, weil ihnen die Bausteine für einen gesunden Stoffwechsel fehlen. Auch eine ausreichende Versorgung mit einem guten Grundfutter (Heu) ist oftmals nicht genug, um den Bedarf an Mineralstoffen zu decken.

„Ein passendes Mineralfutter für alle Futterrationen kann es nicht geben.“

Je nach Bodenbeschaffenheit und allgemeinen Anbaubedingungen schwanken die Inhaltsstoffe unserer Futtermittel deutlich. Deshalb ist es bei der Auswahl des passenden Mineralfutters wichtig, zu wissen, was dem Pferd bereits über das Heu, Kraftfutter und andere Zusatzfuttermittel zur Verfügung gestellt wird. Dafür lohnt sich zum Beispiel eine Heuanalyse oder bei der Blick auf das Etikett des Futtermittels. Auf diesem sind sowohl die analytischen Inhaltsstoffe als auch die zusätzlich beigemischten Bestandteile (Zusatzstoffe) zu finden, die in die Analyse des Versorgungszustandes mit einbezogen werden.

Und auch wenn es grundsätzliche Maßstäbe für den Bedarf eines Pferdes gibt, ist dieser nicht in Stein gemeißelt. Unterschiedliche Pferde in unterschiedlicher Haltung, die unterschiedlich gefüttert, bewegt und trainiert werden, haben natürlich auch einen unterschiedlichen Mineralstoffbedarf. Auch außergewöhnliche Belastungen wie Verletzungen, Stress und Trächtigkeit wirken sich auf den Bedarf aus. Umso wichtiger ist es, die Mineralstoffversorgung immer im Blick zu behalten und vorbeugend zu handeln – nicht erst, wenn das Blutbild einen Mangel anzeigt oder gesundheitliche Probleme auftreten. Grundsätzlich sind die Organismen unserer Pferde mit einem sehr intelligenten System für den Nährstoffwechsel ausgestattet, wenn ihm genug essentielle Nährstoffe ( = Stoffe, die der Körper nicht selbst herstellen kann) zur Verfügung gestellt werden.

Mineralstoffzufuhr sichern – aber wie?

Ein großer Streitpunkt im Bezug auf das Mineralfutter ist die Natürlichkeit. Tatsächlich ist das Thema „natürliches“ Futter ein Gebiet, in dem Emotionen und Fachwissen aufeinander treffen. Begriffe wie Zusatzstoffe (Vitamine, Mineralstoffe…), Inhaltstoffe und Zusammensetzung (Trägerstoffe wie Grünmehl, Kräuter, Leinextraktionsschrot) werden manchmal etwas durcheinandergewürfelt und falsch verstanden.

Rein rechnerisch ist es quasi unmöglich, aus „rein natürlichen Futtermitteln“ den Bedarf an Mineral- und Spurenelementen und Vitaminen zu decken. Weder bei Hanf, noch bei Spirulina oder anderen Seealgenmehlen sind nativ so hohe Mengen dieser Stoffe enthalten, sodass man für eine Wirksamkeit absurd hohe Mengen füttern müsste. Das ist weder wirtschaftlich für den Pferdebesitzer noch gesund oder angenehm für ein Pferd, das im Zweifel Kiloweise Algenpulver fressen müsste, um den Bedarf an einem bestimmten Stoff zu decken. Bleiben wir beim Beispiel der Seealgen, die reich an Jod sind, kann eine Überversorgung zu Hautproblemen und Juckreiz führen. Dazu kommt, dass die Qualität und die tatsächlichen Gehalte an Mineralstoffen, Spurenelementen und Co. in natürlichen Futtermitteln wie Algen genau den selben saisonalen, regionalen und natürlichen Schwankungen unterliegen, wie unser Heu. Ich habe zum Beispiel in fünf unterschiedlichen Bio-Spirulina Chargen Rohprotein-Varianzen von 65,3% bis 77,5% beobachtet.

Deshalb macht es Sinn, dass in einem Mineralfutter ausreichende und nachvollziehbare Mengen an Spurenelementen, Vitaminen und Aminosäuren enthalten sind, die in einer Form vorliegen, die das Pferd verstoffwechseln kann.

Unsere Tipps für deine Suche nach dem richtigen Mineralfutter:

  • Vergleiche verschiedene Etiketten, insbesondere in Bezug auf die Zusammensetzung. Manche Pferde vertragen Geschmacksverstärker wie Apfeltrester oder Bierhefe nicht.

  • Achte auf die Zahlen. Oftmals sind B-Vitamine so gering dosiert, dass sie ernährungsphysiologisch kaum etwas nutzen. Das kann ein gesundes Pferd kompensieren. B-Vitamine beeinflussen jedoch zahlreiche Prozesse innerhalb der Organsysteme wie dem Verdauungstrakt, aber auch innerhalb des Nervensystems. Ein Defizit an B-Vitaminen hat Auswirkungen auf den Energiestoffwechsel, das Immunsystem und das seelische Gleichgewicht.

  • Beachte den Bedarf deines Pferdes. Auf Grundlage der Mineralstoffzufuhr durch das Grundfutter, Kraftfutter und andere Zusatzfuttermittel und dem Bedarf des Pferdes kannst du berechnen, welche Lücken in der Versorgung geschlossen werden müssen.

  • Beachte die Dosierungsempfehlung. Eine zu geringe Menge an Wirkstoffen ist wie eine unterdosierte Wurmkur: sie verpufft und dann kann man sich die Gabe gleich sparen. Eine Überdosierung kann gesundheitliche Folgen haben.

  • Beachte das Preis-Leistungsverhältnis, berechne den Preis pro Tagesration. Die Unterschiede im Preis können durch die Qualität der Inhaltsstoffe zustande kommen. Ein Beispiel: für ein 500kg Pferd im Erhaltungsbedarf werden pro Tag 30g Kraftpferd Mineralpaket benötigt, das entspricht 0,77 € beim Kauf eines 2kg-Sacks, der für ca. 2 Monate hält.

  • Betrachte das Gesamtbild. Was für ein Pferd hast du vor dir? Wie wird es gehalten, wie wird es gearbeitet? Wenn ein Körper Symptome zeigt oder etwas reparieren muss, sollte besonders kritisch auf die Fütterung geachtet werden.

Deine

Vicky Hollerbaum

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