Der Frühling macht sich gerade schon in der Natur bemerkbar und ich möchte diesen Zeitpunkt nutzen, um mit Melanie Franke von Animasan über die Weidepflege sprechen, bevor die Koppelzeit beginnt. Melanie ist nicht nur Ostheopathin und Tierheilpraktikerin sondern hat sich auch in Sachen Phythotherapie und Weidemanagement weitergebildet. Sie gibt uns einen praxisnahen Einblick in die Weidepflege, die auch als Faktor bei der Suche nach Gründen für gesundheitliche Probleme unserer Pferde eine Rolle spielen kann. Viel Spaß beim zuhören!
Melanie ist wie viele Therapeuten durch ein krankes Pferd dazu gekommen, sich mit alternativen Heilmethoden und Naturheilverfahren auseinanderzusetzen. Ihr Behandlungsspektrum ist durch viele Weiterbildungen und Qualifikationen in unterschiedlichen Bereichen sehr breit aufgestellt. Seit 2023 ist sie auch als Pferdeweidemanagerin unterwegs.
Weidemanagement – wozu?
Eigentlich ist es ganz logisch, dass die Weiden, auf denen unsere Pferde nicht nur Zeit verbringen sondern auch Futter aufnehmen, in einem guten Zustand sein sollten. Dennoch wird die Weidepflege oft ein wenig stiefmütterlich behandelt oder erst angegangen, wenn Probleme entstehen. Grund dafür sind oftmals fehlende Möglichkeiten und natürlich auch fehlendes Wissen. Wenn wir uns jedoch vor Augen halten, wie viel Zeit unsere Pferde auf diesen Flächen verbringen und welche Rolle sie auch als Lebensraum für Flora und Fauna spielen, sollte uns allen am Herzen liegen, unsere Wiesen in einem guten, gesunden Zustand zu halten. Wie genau wir das machen und im welchem Umfang dies möglich ist, ist selbstverständlich von den eigenen Gegebenheiten abhängig. Was du selbst tun kannst, möchten wir dir hier ein wenig näher bringen.
Bestandsaufnahme: wie geht’s der Weide?
Um nicht in planlosen Aktionismus zu verfallen gilt es auch beim Weidemanagement, zu Anfang einen Überblick darüber zu bekommen, wie es der Weide eigentlich geht um dann zu entscheiden, welche Maßnahmen nötig und sinnvoll sind. Wie bei der Fütterung unserer Pferde bringt es nicht, wahllos zu Düngen oder zu Kalken, wenn wir den Bedarf der Weide gar nicht kennen.
Für eine Ist-Analyse benötigen wir verschiedene Informationen über die Weide. Eine Bodenanalyse gibt nicht nur an, welchen Bodentyp ein Standort hat, sondern auch, wie der Versorgungszustand (insb. Stickstoff, Phosphat, Kalium, Magnesium) dieses Bodens ausfällt, ähnlich wie bei einem Blutbild oder einer Heuanalyse. Und da auch der Bewuchs auf der Weide einen Bedarf an Nährstoffen und Bodenverhältnissen (pH-Wert, Durchlässigkeit, Feuchtigkeit) hat, kann auf dieser Grundlage ein Maßnahmenplan erstellt werden, um auf den Wunschzustand hin zu arbeiten.
Hilfreich für die Ist-Analyse ist es aber auch, den aktuellen Bewuchs auf der Weide zu kennen. Welche Gräser wachsen bereits auf der Weide? Welche gewünschten Kräuter, Leguminosen, Büsche und Bäume haben sich bereits angesiedelt? Welche Pflanzen sind bekämpfungswürdig? Insbesondere die Bestimmung von Gräsern ist mitunter schwierig und will ein wenig geübt sein. Da Gräser zu sehr unterschiedlichen Zeiten blühen, was die Bestimmung vereinfacht, ist es durchaus ratsam, zu verschiedenen Zeitpunkten im Jahr den Bewuchs im Auge zu behalten und zu dokumentieren. Dabei hilfreich können Apps wie Flora Incognita oder auch Bestimmungsbücher wie die Süßgräserfibel sein. Diese Bestandsaufnahme hilft natürlich auch dabei, Giftpflanzen und andere unerwünschten Bewuchs ausfindig zu machen und sie entsprechend zu bekämpfen/einzudämmen. Mehr Informationen zum Thema Giftpflanzen findest du in meinem Blogbeitrag:
intensiv vs extensiv genutztes Grünland
In der Landwirtschaft unterscheidet man zwischen intensiv und extensiv genutztem Grünland.
Intensiv genutztes Grünland sind vornehmlich Weiden und Wiesen, die zur Rinderhaltung und/oder Futtergewinnung für Nutztiere verwendet, entsprechend intensiv genutzt werden und eine intensive Pflege brauchen. Ziel dieser Pflege sind hohe Erträge, die nur durch entsprechend hohe Düngergaben erreicht werden können.
Im Allgemeinen orientiert sich die Pflege von Pferdeweiden jedoch eher an dem extensiv genutzten Grünland, dass sich durch eine geringe Nutzung (kleiner Tierbestand) und wenig bzw. gar keine zusätzliche Pflege und Düngung auszeichnet.
Oft ist es jedoch so, dass Pferdeweiden doch vergleichsweise intensiv genutzt werden und die Nutzung größer ausfällt, als wir vielleicht denken und die Grenze der eigenen Regenerationsfähigkeit der Wiese einfach überschreitet. Die Weide sich selbst zu überlassen führt in diesem Fall dazu, dass sich unerwünschte Pflanzen ausbreiten und durchsetzen, der Boden an Fruchtbarkeit verliert und sich zunehmend in eine Richtung entwickelt, die wir nicht anstreben. Wenn wir also nicht über sehr viel Grünland verfügen oder sehr strikt darauf achten, dass die Weiden nur sehr bedacht genutzt werden, kommen wir nicht daran vorbei, uns um die Weide zu kümmern.
Pflegemaßnahmen
Nachsaat
Um Lücken im Bestand zu schließen und mehr Vielfalt auf die Weide zu bringen, kann eine Nachsaat mit zum Standort und Anspruch passendem Saatgut fast ganzjährig durchgeführt werden. Dabei sollte auf die passenden Witterungsverhältnisse geachtet werden, die im Frühjahr und Spätsommer meist am passendsten sind.
mechanische Pflege
Die mechanische Pflege hat zum Ziel, die Struktur des Bodens einer Weide zu verbessern und so passende Bedingungen für ein gutes Pflanzenwachstum zu schaffen (Abschleppen = Einebnung von Trittschäden, Abfuhr von totem Pflanzenmaterial; Eggen = Durchlüftung des Bodens) und das Pflanzenwachstum anzuregen (Walzen = verbesserter Bodenschluss). Für die mechanische Pflege eignet sich das Frühjahr.
Reinigungsschnitt/Mulchen
Da unsere Pferde sehr selektive Fresser sind und idealerweise nicht dazu gezwungen werden, alles, was auf der Weide steht, fressen zu müssen, sorgt ein Reinigungsschnitt auf abgegrasten Weiden dafür, dass sich verschmähte Pflanzen nicht übermäßig ausbreiten und zu stark mit den gewünschten Pflanzen konkurrieren. Dieser Schnitt sollte bei Weidewechsel und zum Saisonende vorgenommen werden.
Düngung/Kalkung
Ob und in welchem Umfang eine Düngung oder Kalkung notwendig ist, zeigt ausschließlich die Bodenanalyse. Wie im Garten auch haben bestimmte Pflanzen bestimmte Anforderungen an den Bodentyp und die Nährstoffversorgung, die durch eine passende und ausgeglichene Düngung beeinflusst werden kann. Eine Düngung sollte im Frühjahr und/oder nach Saisonende vorgenommen werden.