In der heutigen Podcastfolge möchte ich euch fünf Gründe nahebringen, die unter anderem Grund dafür sind, dass ich keine fertigen Kräutermischungen von der Stange mag. Wie du eventuell bereits weißt, bin ich ein großer Fan davon, für meine Kunden und deren Pferde individuelle Phytotherapiekonzepte zu erstellen und eben nicht nur eine Fertigmischung zu empfehlen. Denn unsere Pferde sind alle kleine Wundertüten, die nicht nach einer einfachen Formel funktionieren und eine individuelle Betrachtung verdient haben. Viel Spaß beim anhören!
Kräutermischung vs. Einzelkräuter
Unsere Pferde funktionieren nicht nach einem Schema F und ihr Wohlbefinden und ihre Gesundheit unterliegen leider keiner einfach Wenn-Dann-Formel. Umso wichtiger sind für mich individuelle Kräuterzusammenstellungen, um diesen Ansprüchen gerecht zu werden. Ich möchte euch hier fünf Gründe vorstellen, warum ich in den meisten Fällen ein Konzept aus Einzelkräutern für die Unterstützung eines Pferdes einer fertigen Kräutermischung vorziehen würde.
Contra Kräutermischung
#1 Kräutermischungen passen selten für individuelles Krankheitsbild
Ich erlebe in meinen Beratungen häufig, dass Besitzer ihren Pferden schon eine lange Liste an Kräutern und Mitteln gegeben aber nie einen Erfolg damit erzielt haben. Das kann verschiedene Gründe haben. Oft ist es aber so, das Kräutermischungen nicht helfen können, wenn sie nicht zum Pferd passen. Fertige Mischungen passen oftmals nicht zum Gesamtkonstrukt Pferd und sind für ein bestimmtes Problem oder Organsystem ausgelegt. Meist muss man jedoch mehrere Organsysteme gezielt unterstützen, ohne sie dabei zu überfordern.
Auch bei gleichen Problemen können unterschiedliche Pferde unterschiedliche Ansätze mit unterschiedlichen Schwerpunkten brauchen, um Erfolge zu erzielen. Deshalb sind individuelle Therapiekonzepte, die zum Pferd und den Umständen passen, oft erfolgreicher.
#2 Kräutermischungen enthalten oft zu viele Kräuter
Einer der häufigsten Fehler, der bei der Gabe von Kräutern gemacht wird, ist die Unterdosierung. Kräuter, die zu gering dosiert oder auch unregelmäßig verfüttert werden, können ihre Kraft und ihr Potential nicht entfalten. Dementsprechend gilt es insbesondere bei fertigen Kräutermischungen darauf zu achten, ob eine wirkungsvolle Menge an Kräutern wirklich mit der Tagesration verfüttert wird. Denn bei mehr als 4-5 Kräutern ergibt sich oft eine sehr hohe Fütterungsmenge, die nur selten den Fütterungsempfehlungen oder der Akzeptanz des Pferdes entspricht.
Bei Kräutern gilt auf jeden Fall: viel hilft nicht immer viel! Besser für das Pferd und den eigenen Geldbeutel ist es, Einzelkräuter auszuwählen, die zum Pferd passen und gezielt auch mehrere Organsysteme unterstützen können.
#3 Kräutermischungen sind nicht immer fachgerecht zusammengestellt
Die Verfütterung von Kräutern ist „in“ und hat eine hohe Akzeptanz bei Pferdehaltern. Deshalb ist es nur logisch, dass es viele Anbieter von Kräutermischungen gibt – von der kleinen Kräuterfee von nebenan bis zum namenhaften Großproduzenten. Insbesondere bei großen Herstellern ist es jedoch oft so, dass Phytotherapeuten die Mischungen erstellen. Das ist für Wellnessmischungen in Ordnung, für Funktionskräutermischungen jedoch nicht. Informiere dich also darüber, woher die Expertise stammt und ob mehr Wissen als eine einfache Googlesuche hinter der Zusammensetzung steckt.
#4 Kräutermischungen werden nicht immer vom Pferd akzeptiert
Manche Kräuter haben einen so intensiven oder eigenartigen Geschmack, dass Pferde ihre Aufnahme schon einmal verweigern. Unseren Pferden muss auch nicht alles schmecken. Umso schwieriger wird es, bei der Verweigerung einer Kräutermischung herauszufinden, welcher Bestandteil dafür nun verantwortlich ist. Und auch wenn der Übeltäter erkannt wurde, ist es quasi unmöglich, die Mischung davon zu befreien – und im Endeffekt landet sie im Müll.
Im Gegensatz dazu können bei der Fütterung von Einzelkräutern solche Probleme schnell erkannt und abgestellt werden. Das spart Geld und aufwendige Tricksereien, um die Akzeptanz zu erhöhen.
#5 Kräutermischungen beruhigen manchmal nur das Gewissen
Vielleicht ist dir das auch schon mal passiert – ein unreflektierter und spontaner Kauf eines Futtermittels oder einer Kräutermischung, welche bei Problem XY unterstützen könnte. Ein solcher Kauf beruhigt das Gewissen und gibt das Gefühl, „irgendwas“ gegen das Problem getan zu haben – ohne aber auf die Suche nach den Gründen für dieses Problem zu suchen.
Die Kraft der Kräuter hat Grenzen und weder Kräutermischungen noch Einzelkräuter können helfen, wenn die Basics (Haltung, Fütterung, Bewegung) nicht stimmen. Wenn du das nächste Mal also kurz davor bist, einen solchen Spontankauf zu tätigen weil du denkst, es könnte deinem Pferd gut tun: übernimm‘ die Verantwortung und frage dich, warum es deinem Pferd gerade nicht so gut geht.
Pro Kräutermischungen
Fertige Kräutermischungen haben jedoch durchaus ihre Daseinsberechtigung – manchmal darf man es sich auch einfach leicht machen. Zum Beispiel bei der Prophylaxe oder dein Pferd generell sehr „aufgeräumt“ ist. Es gibt auf dem Markt durchaus durchdachte und gute Varianten. Zu diesen kannst du mit gutem Gewissen greifen, wenn du mit Sinn und Verstand die Bestandteile, deren Anteile und deren Zweck im Auge behältst und die oben angesprochenen Punkte beachtest.
Pro Einzelkräuter
An dieser Stelle möchte ich noch einmal ein großes PRO für die Einzelkräuter aussprechen. Denn ein individuell zusammengestelltes Konzept aus passenden Einzelkräutern hat so viel mehr Potential zu helfen, als eine fertige Kräutermischung. Sie können gezielt für das Pferd und das Gesamtbild ausgesucht werden und sind oftmals in Summe günstiger, als fertige Mischungen.