In dieser Folge vom Kraftpferd Podcast habe ich Steffi Kreuzer zu Gast und wir sprechen gemeinsam darüber, was unsere Pferde wirklich tun müssen und was der Druck hinter dem Gedanken „Wir/du musst…“ mit uns, unserem Umgang und dann auch mit unserem Pferd eigentlich macht. Denn oft sind unsere eigenen Ansprüche oder Idealvorstellungen sogar hinderlich und führen zu verfahrenen Situationen und Frust. Das können wir vermeiden – indem wir unsere eigenen Gedanken und unsere Glaubenssätze in die richtige Bahn lenken und vor allem eins tun: Die Zeit mit unserem Pferd genießen.

Pferde müssen gar nichts.

Vielleicht fühlst auch du dich manchmal unter Druck gesetzt, den Ansprüchen in der Pferdewelt gerecht zu werden: „Richtige“ Trainingsmethoden, kontinuierliche Fortschritte und das Einhalten einer gewissen Disziplin scheinen unumgänglich. Aber was wäre, wenn wir diesen Druck einfach loslassen könnten? Was wäre, wenn wir auf unsere Pferde hören und uns von ihnen zeigen lassen, was wirklich zählt?

Der Leitsatz „Dein Pferd muss gar nichts“ ist viel mehr als nur ein einfacher Spruch. Er erinnert uns daran, dass unsere Pferde weder unsere Visionen noch Erwartungen erfüllen müssen – sie sind keine Werkzeuge, um unsere Träume zu realisieren oder uns glücklich zu machen. Viele Reiter*innen neigen dazu, das eigene Wohlbefinden in die Hände ihres Pferdes zu legen. Doch was wäre, wenn wir von diesem Anspruch zurücktreten? Wenn wir das „Müssen“ für uns und unser Pferd loslassen, können wir Zeit miteinander genießen – frei von hinderlichen Schuldgefühlen und Erwartungen.

Den „Muss“-Gedanken loslassen – wem müssen wir etwas beweisen?

Der Gedanke, „etwas müssen zu müssen“, stammt oft aus Glaubenssätzen, die wir bewusst oder unbewusst übernommen haben. Sei es von Reitlehrern oder anderen Reitern, die wir über die Zeit kennengelernt haben. Diese Glaubenssätze stellen Fragen an uns selbst: Wer sagt eigentlich, was du oder dein Pferd können muss? Sind es die eigenen Vorstellungen, Stimmen aus dem Stallalltag oder das Bedürfnis, mit anderen Reitern mitzuhalten? Diesem Maßstab zu folgen, raubt oft die Freiheit und den Raum für ein natürliches Miteinander, für Freude und echte Verbindung.

Erwartungen erzeugen häufig Stress – für das Pferd und für uns selbst. Durch diesen Druck verengen wir den Blick und geben dem Pferd wenig Raum, aus eigener Motivation mitzumachen und zu lernen. Wenn wir hingegen offen und präsent sind und unsere eigenen Erwartungen loslassen, entstehen oft ganz neue Möglichkeiten und die Chancen für etwas ganz Neues.

Training ohne Überforderung – Das Tempo des Pferdes respektieren

Der Druck, den wir unbewusst im Training erzeugen, sei es durch Überforderung oder durch unklare Signale, übergeht oftmals das eigene Tempo des Pferdes. Es ist wichtig, zu verstehen, was das Pferd tatsächlich leisten kann, und zu erkennen, wo unser menschlicher Anspruch zu stark wird. Wo übergehen wir das Tempo und die Bereitschaft des Pferdes und machen es zu einem „Muss“? Diese Haltung führt oft zu Missverständnissen und Überforderung, die unser Pferd als „Widersetzlichkeit“ zeigen könnte, die in Wirklichkeit vielleicht nur ein Ausdruck von Verunsicherung oder Unverständnis ist. Wenn unser Pferd also nicht wie erwartet reagiert, ist das die Gelegenheit, diese Situation bewusst wahrzunehmen und zu verstehen, statt nur enttäuscht zu sein.

„Die Pferde haben sich nicht beworben…“

Die Pferde haben sich nicht dafür beworben, Schulpferd, Turnierpferd oder Therapiepferd zu sein. Wir Menschen haben diese Rolle für sie definiert, sie in die Verantwortung gesetzt, Erwartungen zu erfüllen. Doch welchen Platz geben wir in dieser Beziehung den Bedürfnissen des Pferdes? Ist uns bewusst, wie es dem Pferd dabei geht und ob es sich in dieser Rolle wohlfühlt?

Durch die Frage „Fühle ich mich mit dem, was mein Pferd leistet, wirklich wohl?“ und die ehrliche Antwort darauf können wir herausfinden, was wir von unserem Pferd verlangen – und warum. Diese Offenheit gibt uns die Möglichkeit, unnötige Erwartungen loszulassen und das, was das Pferd freiwillig gibt, mit Dankbarkeit anzunehmen.

Was ist dein Ziel – und wie fühlt sich dein Pferd dabei?

Die Reise mit unseren Pferden soll uns beide weiterbringen, nicht nur uns selbst. Wenn wir uns von der inneren Stimme leiten lassen, die uns oft von Glaubenssätzen und Meinungen aus dem Umfeld erzählt, kann das zu Vergleichen und eigenen Erwartungen führen, die wir vielleicht gar nicht wahrhaben wollen. Fragen wie „Muss mein Pferd wirklich täglich arbeiten, das oder das können?“ entstammen oft übernommenen Glaubenssätzen, die nicht auf die individuelle Beziehung zwischen Pferd und Mensch passen.

Vielleicht hilft es dir auch, eigenen Erwartungen bewusst auszusprechen und dann loszulassen. Wenn ich meine Erwartungen äußere, kann ich sie oft selbst loslassen und damit Raum für etwas Neues schaffen.

Was passiert, wenn wir die Freude und Leichtigkeit wieder in den Mittelpunkt stellen und unsere Ziele mit Bedacht wählen, ohne sie dem Pferd „überzustülpen“?

Deine

Vicky Hollerbaum

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