Die Verabreichung von Kräutern ist in den meisten Fällen keine Hexerei: einfach trocken über das Futter gegeben oder gut untergemischt werden viele Kräuter gern vom Pferd gefressen. Der auf pflanzliche Nahrung spezialisierte Verdauungsapparat deines Pferdes ist perfekt darauf ausgelegt, Inhaltsstoffe aus Pflanzenbestandteilen zu lösen. Dennoch gibt es bestimmte Kräuter oder Anwendungen, die eine etwas aufwendigere Art der Verabreichung nötig haben. Meine zusammenfassenden Tipps für eine wirkungsvolle Gabe von Kräutern findest du hier:
Tipps zur wirkungsvollen Verabreichung von Kräutern
1. Verabreiche deinem Pferd die Kräuter regelmäßig über einen passenden Zeitraum.
Während einer unterstützenden Kräuterkur, die die Selbstheilungskräfte deines Pferdes in Gang bringen soll, solltest du die Kräuter regelmäßig und täglich über einen Zeitraum von 2 – 3 Wochen geben. In akuten Fällen wie bei akuten Schmerzen ist eine Aufteilung der Kräuterdosis auf mehrere Portionen am Tag sinnvoll. Kräuter, die zur Dauergabe geeignet sind, wie der Weißdorn zur Unterstützung bei Kreislaufproblemen, können bis zu 6 Wochen verabreicht werden.
2. Gönne deinem Pferd Kräuterpausen.
Zwischen Kräuterkuren und auch bei der Dauergabe von Kräutern empfehle ich, dem Körper deines Pferdes eine Pause zu geben. Schließlich willst du dein Pferd in seiner Selbstheilungskraft unterstützen und der Organismus soll durchaus lernen, auch ohne Kräuter zurecht zu kommen.
3. Bereite die Kräuter passend zu.
Je nach Pflanzenbestandteil, das du deinem Pferd verfütterst, kann es sinnvoll sein, kalte Auszüge (Mazerate) oder Abkochungen (Dekokte) aus den Kräutern herzustellen. Mit diesen erleichterst du deinem Pferd die Aufnahme der wirksamen Inhaltsstoffe.
4. Mache deine Kräuter haltbar.
Selbstgesammelte Kräuter lassen sich einfach trocknen und dann langfristig lagern. Aber es gibt auch andere Möglichkeiten, deine Kräuter haltbar zu machen. Die Herstellung von Tinkturen und Salben ist nicht nur einfach, sondern macht Spaß und erweitert eine Stallapotheke sinnvoll.
Beispiele zur Zubereitung
Kaltauszüge aus Wurzeln, Blüten, Blättern
Für die Herstellung von Kaltauszügen werden die Kräutern für etwa 8 Stunden in kaltes Wasser gelegt. Der entstandene Auszug kann dem Pferd zum Saufen gegeben, unter das Futter gemischt oder äußerlich auf die Haut aufgebracht werden.
Abkochungen/Dekokte aus Rinden und anderen harten Pflanzenbestandteilen
Um ein Dekokt herzustellen, wird ein Teil Kräutern in 9 Teile kaltes Wasser gegeben. Diese Mischung wird auf 90 °C erhitzt und 10 – 15 Minuten lang gekocht. Der entstandene Sud kann abgekühlt sowohl mit als auch ohne feste Bestandteile verabreicht werden.
Tinkturen aus Kräutern
Wenn du dich für die Herstellung von Pflanzentinkturen interessierst, schau hier in der Kraftpferd Sprechstunde zum Thema vorbei.
Noch mehr Informationen zum Thema erhältst du in der Podcast-Folge #04 Verabreichung von Kräutern. Außerdem kannst du dir meinen Beitrag dazu in voller Länge hier noch einmal durchlesen:
Willkommen zu Folge Vier der Miniserie Phytotherapie!
Ich freue mich sehr über dein anhaltendes Interesse am Thema Phytotherapie und möchte dich an dieser Stelle auch noch einmal ermutigen, mir Fragen zum Thema zu stellen. Diese werde ich gern in kommenden Podcastfolgen oder Blogbeiträgen aufgreifen, also kontaktiere mich gern! Du kannst mir einfach eine E-Mail schreiben oder mich auf Instagram erreichen.
Aber nun zum eigentlichen Thema. In den vorherigen Folgen hast du gelernt, wie du entscheidest, welche Kräuter du deinem Pferd geben kannst um ein Problem anzugehen. Du hast außerdem gelernt, worauf es beim Kauf der Kräuter ankommt und welche Dinge in der Planung des ganzen Konzepts beachtet werden müssen. Heute geht es also um die Frage, wie die Kräuter denn nun richtig in oder an das Pferd kommen. Die Verabreichung von Kräutern kann nämlich manchmal ein wenig tückisch sein.
Der wohl häufigste Fehler, der allgemein bei der Nutzung von Kräutern auftritt, ist wohl die Unregelmäßigkeit, unterdosierte und die sporadische Gabe an das Pferd. Wenn du es beispielsweise nur zwei Mal in der Woche zum Stall schaffst und deinem Pferd nur an diesen Tagen die Kräuter geben kannst, ist das zwar besser als Nichts, aber dann darfst du dir von deinem Therapiekonzept auch nicht allzu viel erwarten. Eine regelmäßige, tägliche Gabe von Kräutern ist wichtig. Natürlich geht von einem Tag Pause die Welt nicht unter, aber für die geplante Dauer der Kur von 2 – 3 Wochen sollte eine tägliche Gabe wenn irgend möglich eingerichtet werden. Erfahrungsgemäß klappt sowas nach Absprache und Hand in Hand mit Miteinstallern und Stallbesitzern sehr gut.
Insbesondere dann, wenn Kräuter zur Schmerztherapie eingesetzt werden, ist es auch ratsam, die Gabe der Kräuter auf 2 – 3 Mal pro Tag aufzuteilen. Wenn ein Pferd mit Arthrose beispielsweise Teufelskralle zur Schmerzlinderung mehrmals am Tag bekommt, gelangen die Wirkstoffe über den ganzen Tag hinweg ins Blut und können über einen entsprechend längeren Zeitraum im Vergleich zur Einzelgabe wirken. Eine Gabe mehrmals am Tag macht in solchen Fällen oder akuten Krankheitsfällen also absolut Sinn. Geben wir Kräuter prophylaktisch oder unterstützend, reicht eine einmalige Gabe am Tag aus – hier kann aber unter Umständen der Zeitraum der Kur angepasst werden. Kräuter wie der Weißdorn zur Unterstützung des Kreislaufs können unterstützend in den Wetterwechselzeiten oder Sommermonaten durchaus bis zu 6 Wochen lang gegeben werden. Gleiches gilt bei der Gabe von Kräutern zur Linderung chronischer Beschwerden. Dennoch würde ich nach diesem Zeitraum immer wieder eine Pause einlegen, um den Körper des Pferdes zu ermutigen, auch wieder ohne die Kräuter zurecht zu kommen. Da du dein Pferd mit der Kräuterkur unterstützen und die Selbstheilungskräfte anregen möchtest, machen kurze, knackige Kuren meist mehr Sinn, um den Organismus wieder in Schwung zu bekommen. Achtung übrigens bei Bitterkräutern, die gern über einen längeren Zeitraum während der Weidesaison gegeben werden. Diese können durchaus magenreizend wirken. Das bedeutet wieder: beobachte dein Pferd und höre auf dein Bauchgefühl. Spüre in dich hinein, hinterfrage durchaus die Lehrbuch- oder Googleangaben und sprich im Zweifel mit Profis, die dich und dein Pferd unterstützen können.
Ebenso wichtig wie die Regelmäßigkeit und Dauer der Kräutergabe ist die Zubereitung der Kräuter. Es gibt einige Vertreter, die in ihrer Zubereitungsart ein bisschen spezieller sind und mehr Aufwand erfordern. Pferde als Pflanzenfresser sind grundsätzlich sehr gut in der Lage, mit pflanzlichen Wirkstoffen umzugehen und durch ihren Verdauungsprozess aus getrockneten Kräutern viele Inhaltstoffe herauszuholen. Durch das Mahlwerk der Zähne, den Speichel und die Magen- und Darmsäfte können die Wirkstoffe in die Blutbahn abgegeben werden. Wie genau das vonstattengeht, erfährst du in der nächsten Folge. Wenn wir aber das Optimalste aus den Kräutern holen wollen, musst du dir wieder die Pflanze anschauen, die du verabreichen willst.
Hast du nun eine Wurzel, dann gibt diese ihre wirksamen Bestandteile gern an kaltes Wasser ab. Die Eibischwurzel enthält zum Beispiel viele Schleimstoffe, die sich über einen Kaltauszug gut lösen lassen. Diesen stellst du her, indem du die Wurzel über Nacht (oder etwa 8 Stunden) in kaltem Wasser ziehen lässt. Dann erhältst du einen Sud, der die Schleimstoffe enthält und die Magenschleimhaut schützen und unterstützen kann.
Andere, vor allem harte Pflanzenbestandteile wie Weidenrinde, benötigen eher heißes Wasser, um ihre wertvollen Bestandteile frei zu geben. Hier bietet es sich an, die Kräuter wirklich auszukochen. Insbesondere bei akuten Notfällen wie Schmerzen sind die Wirkstoffe wesentlich schneller verfügbar, als wenn die Rinde dann nur getrocknet über das Futter gegeben wird. Ein klassisches Rezept für ein solches Dekokt oder Decoctum wäre hier ein Teil Weidenrinde, das in neun Teile kalten (!) Wassers gegeben und dann für 10 – 15 Minuten aufgekocht werden. Anschließend kann der Sud von den festen Bestandteile abgeseiht werden, du kannst die Kräuter aber auch einfach im Sud belassen. Den Sud kannst du dem Pferd zum Saufen geben oder mit ihm Heucobs angießen, um die Aufnahme zu gewährleisten und die Akzeptanz zu erhöhen.
Eine solche Abkochung macht wiederum bei zarten Pflanzen wie Ringelblumen oder Gänseblümchen keinen Sinn. Hier wäre ein Kaltauszug wie bei den Wurzeln eher das Mittel der Wahl. Mit einem Ringelblumenauszug lassen sich zum Beispiel äußerliche Umschläge anfertigen, die bei Hautproblemen wie bei Sommerekzemen Linderung schaffen und die Heilung unterstützen.
Natürlich können Kräuter auch frisch gefüttert werden, wenn du sie frisch pflückst. Um deine gesammelten Pflanzen haltbar zu machen, kannst du sie einfach trocknen. Aus diesen getrockneten Kräutern kannst du anschließend neben den Auszügen und Abkochungen aber auch Tinkturen herstellen und diese deinem Pferd anbieten. Informationen dazu erhältst du in der Aufzeichnung der Kraftpferd Sprechstunde über Pflanzentinkturen. Es lassen sich aber auch Mixturen zur äußerlichen Anwendung herstellen. Aus fein gemörserten Pflanzen und Öl lassen sich so ganz leicht eigene Salben herstellen. Je mehr du dich mit Kräutern beschäftigst, desto experimentierfreudiger und mutiger wirst du in deren Verarbeitung auch werden! Also bleib‘ am Ball und freue dich auf die nächste Folge, in der ich erkläre, was im Pferdekörper mit den Kräutern passiert und wie sie tatsächlich wirken.