In der letzten Folge des Jahres möchte ich die Gelegenheit nutzen, um sowohl geschäftlich als auch privat auf das Jahr 2023 zurückzublicken. Jetzt in der Zeit zwischen den Jahren, ist ein guter Zeitpunkt für eine intensive Rückschau, zu der in diesem Jahr unweigerlich das Thema „Hexenwunde“ und meine eigene Angst vor den Kräutern gehört. Ich wünsche euch viel Spaß beim zuhören und freue mich auf das neue Jahr 2024 mit euch.
Woher kommt die Angst vor Kräutern?
Irgendwie begegnet mir gerade ständig dieses Thema. Und wenn mir etwas den Puls hochtreibt, dann denke ich darüber nach.
„Was mich trifft, betrifft mich.“
Ein Beispiel: mich fuchst es, dass gerade dauernd Fortbildungen angeboten werden, die beschreiben wie gefährlich Kräuter sein können und das man das GAAAAANZ viel falsch machen kann. Das ist grundsätzlich natürlich richtig und ich finde es gut, dass alle Seiten der Kräuterheilkunde betrachtet werden. Darum habe ich ja meinen Kraftpferd-Podcast mit der Reihe „Verstehe die Phytotherapie“ gestartet.
Da ich bereits auf solchen Veranstaltungen war kann ich sagen, dass manchmal Theorie und Praxis hier oft auseinanderdriften und Ängste geschürt werden, die meiner Meinung nach völlig überzogen sind.
Und das fuchst mich.
Doch warum fuchst mich das?
(Du erinnerst dich? Ich frage immer nach dem „Warum“).
Weil ich genau in diesem Jahr begonnen habe, mich meiner Angst vor Kräutern zu stellen.
Jetzt wirst du vielleicht innehalten und dich fragen, wie es denn sein kann, dass jemand, der sogar einen Podcast über Kräuter einspricht und soviel über Kräuter weiß, Angst vor Kräutern hat.
Es ist eine uralte Angst vor dem „nicht Erklärbaren“.
Wenn der Begriff „Hexenwunde“ mit dir in Resonanz geht, dann ahnst du vielleicht was mich umtreibt und warum in mir der Glaubenssatz steckt, dass es gefährlich ist, sich als Frau im Wald herumzutreiben und Elixiere & Salben aus Kräutern herzustellen. Das man dies vielleicht lieber im Geheimen machen sollte. Das man lieber die Klappe halten sollte, wenn man das Gefühl hat, ein Kraut, ein Baum oder ein Pilz sei beseelt und dass es auch die Energie der Pflanze ist, die den Heilungsverlauf mit-unterstützt. Das es brenzlig werden kann, wenn man die Stimme erhebt (Kehlkopf-Chakra…).
Ich hatte Angst in unseren Wald zu gehen.
Ich hatte Angst vor der Angst.
Doch dann wollte ich diese Angst kennen lernen.
Ich bezeichne mich grundsätzlich als furchtlos.
Es macht mir nichts aus, mutterseelenallein auf unserem Hof zu sitzen und die Haustüre sperrangelweit offen stehen zu lassen.
Über viele Jahre hatten wir eine Seitentür, die nur mit ein paar Bündeln Strohballen geschlossen war.
Das alles hat mir keine Angst bereitet. Ich konnte ruhig schlafen, wenn mein Mann auf Dienstreise war.
Ich hatte kein Problem in fremden Ländern mutterseelenallein durch Häfen in Südamerika zu spazieren oder mich auf der karibischen Gewürzinsel Grenada (einer meiner Kraftorte) abseits der Straßen auf einen Felsvorsprung zu setzen.
Doch etwas an „unserem“ Wald bereitete mir panische Angst.
Erst wollte ich es nicht wahrhaben. Schließlich waren Familienausflüge mit / ohne Pferd gut möglich. Doch immer hatte ich ein Prickeln im Nacken.
Also fand ich Ausreden, mich nicht mit dem Wald zu beschäftigen. Ich hatte keine Zeit rauszugehen. Mir reichte es, bis an die Hecken zu gehen, denn schließlich wachsen ja alle Kräuter die ich brauche vor dem Wald. Warum sollte ich überhaupt grundlos in den Wald gehen… schließlich habe ich viel zu viel Arbeit.
Außerdem, es wäre ja ungerecht nur ein Pferd mitzunehmen.
Spätestens jetzt merkst du, dass ich ziemlich absurde Ausreden hatte, die im rechten Licht betrachtet völlig an den Haaren herbeigezogen waren.
Doch so ist es mit Glaubenssätzen & Überzeugungen, die tief in den Genen verankert sind. So ist es mit Ängsten, die seit Generationen unseren Knochen stecken. Und trotz dieser unterbewussten Scheu fühlte sich paradoxerweise immer ein Teil von mir so intensiv mit Pflanzen verbunden.
Sie riefen mich. Ständig. Kein Wunder. Ich kann ja kaum einen Schritt gehen ohne die Fülle der Natur zu erleben. Der Efeu bei uns grenzt für mich an ein Weltwunder, wie er die marode Hütte zusammenhält. Esche und Weidenbaum sehen jetzt im Winter aus wie ein Portal in eine andere Welt.
Doch ich wälzte Zeitschriften und las über Inhaltsstoffe und pharmakologische Wirkungen. Fokussierte mich erst einmal auf die „wissenschaftliche“ Seite, die rationale Phytotherapie. Baute einen Kräuterhandel auf, spezialisierte mich aber doch irgendwie (Zufall?) auf Seelenpflanzen & Psychosomatik, weil ich tausendfach erlebte, dass pflanzliche Substanzen eine Kraft entfachen können, die man nicht erklären kann.
Nachdem ich den Mut gefunden hatte mich all diesen Gedanken zu stellen, ist in mir etwas zerbrochen.
Die Schutzmauer um mein Herz ist gebrochen.
Meine linke Schulter lies den gesamten angesammelten Kalk los (mein Orthopäde zweifelt zwar an dieser Theorie, aber das ist in Ordnung…) und trotz höllischer Qualen wusste ich, dass ich durch einen Heilungsprozess, durch eine Initation gehe. Beinwell und Johanniskraut-Auszüge von 2017 waren meine Rettung.
Und jetzt fühle ich mich so offen und so zugänglich wie lange nicht mehr. Angstfrei.
Ich begegnete auf meinem ersten Spaziergang durch den Wald einer wunderschönen Linde, kraftvoll umrahmt von Fichtenfrauen. Daneben eine kraftvolle Eiche, umsäumt von Weißdornhecken. Eine Lichtung, die mich schon lange magisch rief, die ich aber nur mit den Augen bereiste und nicht mit dem Herzen.
Während ich also anfange, mich mit jeder Faser und mit jeder Zelle auf Pflanzen einzulassen merke ich auch, wie viel verwurzelter und zentrierter ich anderen Pferden und Menschen begegne. Bereits früher hatte ich am Pferd intuitiv eine Kraftpflanze im Kopf, doch nun ist es anders. Um ein vielfaches verstärkt. Ich kann es nicht richtig in Worte fassen.
Und darum möchte ich heute sagen: Bitte habt keine Angst vor Pflanzen.
In dem Prozess der letzten Wochen & Monate war ich so dankbar für die guten Gespräche mit Gleichgesinnten, die gerade einen ähnlichen Pfad gehen und die Unterstützung durch meine schamanisch arbeitende Heilpraktikerin. Auch hat die VPO-Ausbildung bei Selina Dörling noch einmal ein Feld geöffnet, dass ich noch gar nicht erfassen kann.