Auch wenn das Wetter derzeit eher herbstlich anmutet, ist befinden wir uns jedoch immer noch im Hochsommer. In dieser Zeit des Jahres haben wir die Möglichkeit, viele heimische Kräuter zu ernten und zu sammeln und für die kommenden Monate zu konservieren. Ich möchte euch in diesem Beitrag einen Überblick über die Grundlagen der Kräuterernte und einige Tipps und Tricks zur Konservierung mitgeben.

Auch wenn wir mittlerweile die Möglichkeit haben, ganzjährig dank der globalen Märkte problemlos verbrauchsfertige Kräuter zu bestellen, ist die eigene Ernte von heimischen Kräutern eine gute Alternative, um die eigene Haus- und Stallapotheke zu füllen. Dafür orientieren wir uns am Rhythmus der Jahreszeiten und müssen die Kräuter entsprechend konservieren, um sie haltbar zu machen. Das Sammeln, Trocknen und Verarbeiten der Kräuter kann schnell sehr platzintensiv und aufwendig werden, daher empfehle ich, im Voraus zu überlegen, welche Kräuter gesammelt und wie sie gelagert und verarbeitet werden sollen.

Kräuter ernten – wann und wie?

Da die meisten Kräuter nicht ganzjährig geerntet werden können oder nur bestimmte Teile der Pflanze, zum Beispiel die Früchte, genutzt werden, ist es ratsam, einen groben Plan zu haben, in welcher Jahreszeit tatsächlich losgelegt werden kann. In den Sommermonaten fallen vergleichsweise viele Erntezeitpunkte aufeinander, aber auch im Frühling kann viel geerntet werden. Für die Ernte habe ich folgende Grundsätze und Tipps für euch:

  • nur sammeln, was man zweifelsfrei bestimmen kann, siehe dazu auch: Podcast #46 Meine liebsten Kräuterbücher
  • nie unter Naturschutz stehende Pflanzen sammeln
  • nur so viele Pflanzen sammeln, wie unbedingt nötig (maximal 2 von 7 Pflanzen ernten)
  • nie die Wurzel aus dem Boden reißen (außer man will die Wurzel)
  • nicht bei Regen oder an stark frequentierten Straßen, Ackerrändern sammeln
  • ganze Kräuter kurz vor der Blüte ernten
  • Wurzeln ab Spätsommer gegen Abend ausgraben
  • Früchte werden bei Vollreife geerntet
  • Blüten kurz nach Aufblühen ernten (Ausnahme: Holunderblüten eher gelb)
  • Blätter / Knospen so jung wie möglich ernten
  • wertschätzend und achtsam Sammeln

Kräuter konservieren und aufbebwahren

Nach dem Sammeln der Kräuter gilt es, diese haltbar zu machen. Dabei hat es sich für den privaten Gebrauch bewährt, diese schonend zu trocknen. Die frischen, am nachmittag gesammelten Kräuter werden dafür mit einer Schnur zusammengebündelt und an einem trocknenen Ort hängend gelagert, bis sie „knistertrocken“ sind. Dieser Ort sollte lichtgeschützt und warm sein.

Sobald die Kräuter gut durchgetrocknet sind, können sie in Braunglas, Weißblechdosen, Teedosen aus Polyamid oder lebensmittelechten Kunststoffbehältern aufbewahrt werden. Auch dann sollten sie vor Lichteinstrahlung und Temperaturen über 25 °C geschützt werden.

Merke: je zerkleinerter die Kräuter sind, desto schneller verflüchtigen sich die Inhaltsstoffe. Im „Ganzen“ aufbewahrte Kräuter sind, richtig gelagert, bis zu drei Jahre oder sogar länger haltbar. Pulverisierte Kräuter sollten zwischen 2 Wochen und 6 Monaten aufgebraucht werden.

Andere Möglichkeiten, Kräuter zu konservieren, ist das Einfrieren ganzer Kräuter oder der Aufgüsse, die Herstellung von Tinkturen, Sirupen, Kräuterauszügen– und Ölen. Andere Alternativen sind für den Hausgebrauch eher unrelevant, wie die Destillation und die Herstellung von Pressäften oder Extrakten.

In der Kraftpferd Miniserie „Phytotherapie“ findest du die Folge rund um das Thema „Verabreichung von Kräutern“, in der du die wichtigsten Grundregeln zur Fütterung von Kräutern und einige Hinweise zur Herstellung von Kaltauszügen und Abkochungen findest.

So setzt du ein Kräuteröl an

Für ein Kräuteröl werden in der Regel getrocknete Kräuter in Öl angesetzt, da frische Pflanzen schnell gären und das Öl verderben können. Eine Ausnahme ist dabei das Johanniskraut, welches frisch angesetzt wird. So gehst du vor, um ein Kräuteröl anzusetzen:

  • Getrocknete Kräuter möglichst klein schneiden
  • kleingeschnittene Kräuter in ein sauberes Schraubdeckelglas geben und vollständig mit Öl (Leinöl, Schwarzkümmelöl, Olivenöl) überdecken
  • Glas gut verschließen
  • Glas für 3 – 4 Wochen an einen warmen, sonnigen Ort stellen und alle paar Tage schütteln
  • Öl anschließend abfiltern und in einer dunklen Flasche aufbewahren und beschriften

Wenn es schnell gehen soll kannst du auch einen Heißansatz nutzen:

  • „harte Kräuter“ (Rosmarin, Thymian, Minze) wie beim Kaltansatz in ein Schraubdeckelglas füllen
  • mit Öl (Leinöl, Schwarzkümmelöl, Olivenöl) übergießen
  • Glas im Wasserbad erhitzen: Wasser 15 Minuten köcheln lassen
  • Ansatz langsam abkühlen lassen
  • Glas noch einige Tage (etwa 3, je länger, desto besser) in die Sonne stellen und dabei regelmäßig schütteln
  • Öl anschließend abfiltern und in einer dunklen Flasche aufbewahren und beschriften

So stellst du Kräutertinkturen her

Dem Thema der Pflanzentinkturen habe ich eine ganze Sprechstunde gewidmet, die du dir hier anschauen kannst. Hier erkläre ich noch einmal ausführlich, welche Pflanzenteile gesammelt werden können (Min 13:44), wie du Tinkturen selbst herstellen kannst (Min 27:44) und wie du sie anschließend dosierst (Min 32:14).

Rezept: Balsam für Reiterfüße und Kronränder

Zutaten:

  • 40 ml Rosmarin-Öl-Kaltauszug
  • 12 g Bienenwachs-Pastillen
  • 25 g Shea-Butter

Herstellung:

  • alle Zutaten in ein Glas geben und im Wasserbad erwärmen, bis sich das Bienenwachs und die Shea-Butter aufgelöst haben, dabei stetig umrühren
  • zur Konsistenzprüfung ein paar Tropfen des Balsams auf einem Teller erkalten lassen, wenn zu flüssig: einige Pastillen Bienenwachs dazugeben
  • Mischung auf Handwärme abkühlen lassen und dann nach Belieben folgende Wirkstoffe unterrühren:
    • 20 Topfen ätherisches Zimtrindenöl
    • 20 Tropfen Wintergreen Öl (schmerzlindernd)

Variationen:

  • Pfefferminzöl
  • Salbeiöl
  • Zimtöl

Du möchtest noch mehr erfahren?

Im Kraftpferd Basiskurs „Pferdegesundheit“ – fit mit Kräutern findest du viele Informationen, Anwendungsbeispiele und weitere Rezepte von 15 heimischen Einzelkräutern und lernst außerdem, die Grundbedürfnisse deines Pferdes richtig einzuschätzen und zu versorgen. Lerne in deinem eigenen Tempo und dann, wenn du willst:

Jetzt bist du dran! Welche Kräuter wirst du in diesem Sommer noch einlagern und welche Tinkturen, Salben und Öle möchtest du noch herstellen? Hast du Fragen zum Thema oder möchtest eins deiner Rezepte mit uns teilen? Schreibe mir gern eine Nachricht.

Deine

Vicky Hollerbaum

Wenn du Fragen hast, freue ich mich über deine E-Mail!