Müdigkeit ist der Schmerz der Leber

Bitte erinnere dich an diese Zeilen, wenn dein Pferd „faul“ oder leistungsschwach ist. Wenn Lektionen plötzlich nicht mehr funktionieren oder Vitalität und Lebensfreude nachlassen. Doch warum genau ist das so? Es lohnt sich einen Blick hinter die Kulissen zu werfen, um zu verstehen, was die Leber täglich leisten muss.

Die Leber des Pferdes

In der Fachliteratur findet man die Leber (Hepar) im Inhaltsverzeichnis meistens als „Anhangdrüse des Dünndarms“. Tatsächlich ist sie die größte Drüse des Organismus und unabdingbar für eine intakte Verdauung. Mit ihrem rechten und linken Leberlappen ist sie zwischen Zwerchfell und Magen platziert, wobei sie überwiegend in die rechte Bauchhöhle eingebettet ist.

Die Leber wiegt ca. 1,5% des Pferdegewichts und kann bis zu 25% ihres Eigengewichts an Blut speichern. Dies entspricht 7,5 kg Lebermasse inklusive 1,875 kg Blut bei einem 500 kg schweren Pferd. Ein fein verzweigtes Netz an Kapillaren und Gallengängen durchströmt die gesamte Leber. Steigt der CO2-Gehalt im Blut in Kombination mit Erregung wird Blut regulativ in den Körper abgegeben.

Die Leberarterie (Arteria hepatica) bahnt sich ihren Weg durch die Leberpforte hinein und versorgt die Leber mit sauerstoffreichem Blut. Auch die Pfortader (Vena portae) sowie die Nerven finden durch diese Pforte Einlass und die Lymphgefäße und die Gallengänge gehen durch die Leberpforte hinaus in die Peripherie.

Verstehe mit mir die Funktionsweise der Leber.

Hier findest du stichpunktartig die vielfältigen Aufgabenbereiche der Leber und wenn du wissbegierig bist, dann lies einfach den Text weiter.

  • Entgiftung durch den „First-Pass-Effekt“
  • Speicherorgan für Blut, Vitamine und Spurenelemente
  • Herstellung von Hormonen
  • Metabolismus von Eiweiß, Fetten und Kohlenhydraten
  • Produktion und Ausschüttung von Gallensaft
  • Anregung der Darmperistaltik
  • Förderung der Verdauung
  • Regulierung des Wasserhaushalts über Bluteiweißstoffe
  • Immunabwehr durch Kupffer-Sternzellen

Die Leber als Entscheidungsträger.

Die Leberzellen tragen eine immense Verantwortung indem sie zwischen „gut“ und „böse“ unterscheidet. Sie bestimmen, ob Medikamente, Umweltgifte und andere Schadsubstanzen „unschädlich“ gemacht werden müssen und auf welche Weise dies geschehen soll.

Doch nicht nur exogene (von außen aufgenommene) Stoffe werden in der Leber unter die Lupe genommen, sondern auch endogene (intern produzierte) Schadstoffe. Im Rahmen des körpereigenen Eiweißstoffwechsels fällt beispielsweise toxisches Ammoniak an, welches in der Leber zu Harnstoff umgebaut und nierengängig verarbeitet werden muss.

Überalterte Zellen müssen im Rahmen der alltäglichen Selbsterhaltung durch die Leber geschleust und abgebaut werden. Ein gutes Beispiel hierfür sind die roten Blutkörperchen (Erythrozyten), deren mitgeführtes Eisen in der Leber abgespalten und gespeichert wird um wieder für die Neubildung von Erythrozyten zu Verfügung zu stehen.

Eine besondere Zellart der Leber sind die Kupfferschen Sternzellen als Teil der unspezifischen Immunabwehr. Diese spezialisierten Fresszellen (Makrophagen) bauen sowohl „verbrauchte“ Blutzellen als auch körperfremde Schadstoffe ab.

Besonders erstaunlich ist die hohe Regenerations- und Leistungsfähigkeit der Leber.
Die ersten Symptome werden meist erst dann deutlich, wenn sie größtenteils geschädigt ist.

So arbeitet die Leber deines Pferdes

Das Blut zirkuliert in drei großen Umläufen im Pferdekörper: Dem Körperkreislauf, dem Lungenkreislauf und dem Pfortaderkreislauf.

Im Hinblick auf die Leber interessiert uns besonders der Pfortaderkreislauf. Die Pfortader (Vena portae) sammelt das sauerstoffarme Blut aus Milz, Magen, Dünndarm, Dickdarm und Bauchspeicheldrüse und transportiert es zur Leber. Die mit der Nahrung aufgenommenen Nährstoffe gelangen ebenso wie Schadstoffe direkt aus dem Verdauungstrakt in die Leber.

Die Leber ist nun quasi als Wareneingangskontrolle zu verstehen. Die Leberzellen (Hepatozyten) sortieren und transformieren enzymatisch alle eingehenden Stoffe um das durchströmende Blut bestmöglich „gereinigt“, bzw. metabolisiert dem großen Körperkreislauf und den Zielorganen übergeben zu können. Auszuscheidende Stoffe werden an „Taxis“ wie Schwefelsäure, Aminosäuren oder Glutathion für den Weitertransport gebunden.

Unschädlich gemachte Stoffe werden mit dem in der Leber produzierten Gallensaft in den Verdauungstrakt geschwemmt und zum Teil über den Kot ausgeschieden. Größtenteils werden Schlackstoffe jedoch wieder dem Blutkreislauf zugeführt und über die weiteren Ausscheidungsorgane Niere, Haut und Atemwege ausgeschieden (hierzu wird ein weiterer Fachartikel entstehen).

Ein weiteres „Entgiftungs-Back-up“ ist der enterohepatische Kreislauf als Teil des Pfortaderkreislaufs. Synthetische Präparate wie beispielsweise Medikamente werden zuerst in der Leber in kleine Metaboliten zersetzt, aber nicht direkt dem großen Körperkreislauf übergeben sondern über den Gallensaft in den Dünndarm abgegeben wo sie erneut in die Leber resorbiert werden. Diese Durchgänge können mehrmals hintereinander erfolgen bis die Fremdstoffe immer unwirksamer werden und schließlich restlos abgebaut sind.

Nun kann man sich auch gut vorstellen, warum oral verabreichte Medikamente einen anderen Wirkungsgrad erreichen als intravenös gespritzte Arzneimittel. Im Fachjargon spricht man hier von dem First-Pass-Effekt. Für die Hersteller von Arzneimitteln ist dieser Selbstschutz der Leber eine enorme Herausforderung und im Fertigungsprozess von Medikamenten muss dies berücksichtigt werden.

Spare in der Zeit, so hast du in der Not

könnte ein Glaubenssatz der Leber sein. Mit der Nahrung aufgenommene Aminosäuren und Fette werden in körpereigenes Gewebe und Zucker (Glukose) verwandelt und als Glykogen deponiert (= Glykogenese). Benötigt der Körper Energie in Form von Zucker, so wird das Glykogen-Depot aufgelöst und in Glukose rückgebaut (= Glykogenolyse). Somit trägt die Leber zu einem gesunden Maß im Blutzuckerspiegel bei. Werden dem Körper keine leicht zerlegbaren Kohlenhydrate zugeführt, z. B. in Hungerphasen, so ist die Leber dennoch in der Lage bei Bedarf Glukose aus Nicht-Kohlenhydraten wie Aminosäuren herzustellen (Glukoneogenese).

Weiterhin werden in der Leber fettlösliche Vitamine (A, D, E, K) und Spurenelemente wie Eisen, Zink, Mangan und Kupfer gespeichert.

Im Rahmen des Proteinstoffwechsels werden Aminosäuren zu Protein transformiert. Insbesondere die Plasmaproteine Fibrinogen, Albumin und Prothrombin sind wichtig für eine optimale Fließ- und Gerinnungsfähigkeit des Blutes.

Ist die Synthese der Bluteiweißstoffe gestört, wird im Gefäßsystem der kolloidosmotische Druck verringert, so dass Wasser in das Gewebe einströmen kann (Ödembildung) und ein höherer Bedarf an Trinkwasser entsteht.

Aufgenommene Kohlenhydrate, Fette oder Futteröle können in der Leber in körpereigene Reservoirs umgewandelt und im Bedarfsfall zur Energiegewinnung herangezogen werden. Aber Achtung: eine übermäßige Zufütterung von Kohlenhydraten kann dazu beitragen, dass die Leber selbst verfettet und diese Einlagerungen als Entzündungsherde die Leberfunktion stark beeinträchtigen (Stichwort: „Fettleber“, bzw. Leberlipidose).

Hormonsystem & Leber bei Pferden

Jungpferde benötigen das von der Leber synthetisierte „Wachstumshormon“ IGF (insulin like growth factor) sowie weitere Hormonvorläufer, so dass bereits im Fohlenalter eine gesunde Leber wichtig für vitales Wachstum ist.

Bei Stress reagiert die Nebennierenrinde als Teil des Hormonsystems und produziert aus Cholesterin und Eiweißverbindungen die Gruppe der Corticoide. Bekanntester Vertreter der Corticoide ist das Cortisol als Glucocorticoid. Die Leberzellen sind zuständig für den Abbau dieser Corticoide, so dass bei einer andauernden Reizüberflutung auch die Leber involviert ist. Im Umkehrschluss kann sich eine Lebererkrankung in einer hormonellen Dysbalance spiegeln.

Die Leber als Drüse für ein gesunde Verdauung deines Pferdes

Kontinuierlich bildet die Leber Gallensekret mit Gallensäure um Schlackstoffe auszuscheiden und um den Verdauungsprozess anzuregen.

Equiden haben im Gegensatz zu uns Menschen oder anderen Säugetieren keine Gallenblase. Dies bedeutet, dass unsere Pferde kein Depot für den reizenden Gallensaft haben und entsprechend ihrer Natur als Dauerfresser keine langen Pausen zwischen den Mahlzeiten liegen sollten. Pro Tag produziert die Leber eines Pferdes in etwa 3 kg Galle pro 100 kg Körpermasse, so dass man bei einem 500 kg schweren Pferd von 15 kg Gallensekret über den Tag verteilt ausgehen kann.

Die Galle ist ein hochkomplexes Vielstoffgemisch aus Wasser, Puffersubstanzen (HCO3−  = Hydrogencarbonate), Elektrolyte, Gallensäuren, Farbstoffen (Biliverdin und Bilirubin), Cholesterin, Lecithin und Harnstoff.

Das Gallensekret fließt uneingedickt durch den Gallengang in den Zwölffingerdarm (Duodenum), der sich als erster Teil des Dünndarms direkt hinter den Magenausgang befindet.

Dieser Cocktail beeinflusst die Verdauung folgendermaßen:

  • Der saure Speisebrei wird neutralisiert
  • Fäulnisbakterien werden gehemmt
  • Die Darmperistaltik wird angeregt
  • Fette werden emulgiert
  • Nähstoffe werden resorptionsfähig

Die oben genannten Auswirkungen auf die Verdauung werden an dieser Stelle absichtlich nur stichpunktartig erwähnt um das Hauptthema „Leber“ nicht aus den Augen zu verlieren.

Bleib neugierig und erfahre in Kürze folgendes:

  • Woran erkennst du, dass die Leber Unterstützung benötigt?
  • Welche Schadstoffe und Erreger können die Leber belasten?
  • Was kannst du tun um die Leber zu stärken?

Meine Erfahrungen beruhen auf den vielen Gesprächen mit Klienten, Bioresonanz-Analysen und Blutbildern die ich im Rahmen meiner Tätigkeit als Pferdeheilpraktikerin in meiner naturheilkundlich orientierten Fahrpraxis gesammelt habe.

Die Top 3-Gründe für Leistungsabfall bei Pferden*:

  • Schlechte Leberwerte / Verzehr von Giftpflanzen / Fettleber
  • Schlafmangel / Stress im sozialen Umfeld
  • Akuter Infekt / „verschleppte“ Erregerbelastung

Dein Pferd vertraut dir. Vertrau auch du deinem Pferd. So findest du für euch beide den richtigen Weg.

Deine

Vicky Hollerbaum

Wenn du Fragen hast, freue ich mich über deine E-Mail!

Quellen:

Loeffler und Gäbel: Anatomie und Physiologie der Haustiere, 13. Auflage, UTB Verlag

Nickel, Schummer und Seiferle: Lehrbuch der Anatomie der Haustiere, Band II, Eingeweide, 8. Auflage, PAREY Verlag

Quinten und Malkusch: Basislehrbuch Tierheilpraxis, Urban und Fischer Verlag

Dauborn: Innere Medizin für Tierheilpraktiker, Sonntag Verlag

Meyer und Coenen: Pferdefütterung, 5. Auflage, Enke Verlag